Die Flyback Funktion - Präzision und Innovation in der Zeitmessung

8. Jan 2025by Philipp Mayrhofer
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Flyback Uhren, wie sie beispielsweise von Piloten genutzt werden, vereinfachen die Zeitmessung enorm. Ein einziger Knopfdruck führt zur Nullstellung und zum Beginn eines neuen Messvorgangs. Nachfolgend erklären wir im Detail, wie die Chronographen mit der komfortablen Stoppfunktion funktionieren, werfen einen Blick auf die Geschichte ihrer Entwicklung und sehen uns an, was sie vom Schleppzeiger-Chronograph unterscheidet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Flyback Funktion: Die Flyback Funktion ermöglicht ein sofortiges Stoppen, Nullstellen und Neustarten der Zeitmessung mit einem einzigen Drücker und zählt somit eindeutig zu den Komplikationen mit gewaltigem praktischem Nutzen.

  • Rattrapante (Schleppzeiger): Der Schleppzeiger beziehungsweise Rattrapante Chronograph (von französisch "rattraper" für "einholen") erlaubt das Messen von Zwischenzeiten durch einen zusätzlichen Zeiger. In der Triple Split Variante, die ursprünglich aus dem Hause A. Lange & Söhne stammt, misst ein solcher Chronograph Zwischenzeiten über bis zu 12 Stunden hinweg.

  • Anwendungen: Aufgrund der simplen Handhabung und der daraus resultierenden Präzision hat sich die Uhr mit Flyback Funktion als besonders nützlich in der Luftfahrt, im Sport und bei wissenschaftlichen Messungen erwiesen.

Was ist ein Flyback Chronograph?

Bei einem herkömmlichen Chronographen wird der laufende Messvorgang durch Betätigung des Drückers lediglich gestoppt. Um den Zeiger zurück auf Null zu stellen und eine neue Messung zu starten, muss der Knopf zwei weitere Male gedrückt werden. Flyback Chronographen, deren Mechanismus auch unter der Bezeichnung "Retour en vol" bekannt ist, vereinfachen das Handling ungemein, indem sie mit zwei Knöpfen arbeiten. Über den ersten Knopf lässt sich der Zeiger stoppen, während der zweite Knopf die Nullstellung auslöst. Die Besonderheit: Drückt man den zweiten Knopf während eines laufenden Messvorgangs, stoppt die Messung und man kann den Zeiger geschmeidig über das Zifferblatt auf Null zurückfliegen sehen. Sobald der Drücker losgelassen wird, beginnt ohne Umwege ein neuer Vorgang der Zeitmessung.

Technische Details und Funktionsweise

Die wichtigste Komponente für den Träger von Armbanduhren mit Flyback Komplikation ist der Drücker, der durch einmaliges Betätigen den aktuellen Stoppvorgang anhält, den Sekundenzeiger auf null stellt und den neuen Zählvorgang beginnt. Insbesondere in Bereichen, in denen es auf Präzision und eine schnelle Handhabung ankommt, wie etwa bei Radrennen oder in der Luftfahrt, hat sich dieses oberflächlich betrachtet einfache Prinzip längst bewährt.

Doch ein Blick unter die Oberfläche zeigt: Flyback Chronographen gehören keinesfalls zu den "einfachen" Komplikationen. Ermöglicht wird die Funktion von einem komplexen Werk, das den Chronographen für den kurzen Augenblick der Nullstellung auskuppelt, damit die hierfür notwendigen Hämmer keinen Schaden nehmen. Die Auskupplung, die beim herkömmlichen Chronographen per Drücker permanent beziehungsweise bis zum nächsten Knopfdruck erfolgt, reduziert sich bei Flyback Uhren auf den einen Moment, in dem sie unerlässlich ist.

Die Entwicklung der Flyback Funktion

Ursprünglich für die Luftfahrt der 1930er Jahre entwickelt, geht der Flyback Chronograph auf die Marke Longines zurück. Diese ließ 1936 ihr hauseigenes Flyback-Kaliber L13ZN patentieren und schrieb damit Uhrengeschichte. Nach regem militärischem Einsatz, bei dem mitunter die Breguet Type XX glänzen konnte, verschwanden Uhren mit zurückfliegendem Zeiger nach und nach von der Bildfläche. Erst 1996 wagten sich große Uhrenhäuser erneut an die Produktion moderner Interpretationen der altbekannten Flyback Uhren heran, wobei unter anderem die Blancpain Referenz 2185 F von sich zu überzeugen verstand.

Bis heute können Uhren mit Flyback Mechanismus als Ausnahme bezeichnet werden, denn sie sind auf dem Markt nach wie vor eher dünn gesät. Dennoch bietet sich Uhrenliebhabern, die speziell nach einem Modell mit fliegendem Sekundenzeiger suchen, eine kleine, aber feine Auswahl, zu der großartige Flyback Chronographen, wie die Big Bang Unico von Hublot oder die Referenz 5905 von Patek Philippe, gehören.

Pflege und Wartung von Flyback Chronographen

Jedes komplexe mechanische Uhrwerk sollte im Sinne einer langen Lebensdauer regelmäßig gewartet werden. Das gilt selbstredend auch für Modelle mit Retour en vol. Alle paar Jahre sollte die Uhr einem Fachmann vorgestellt werden, der kleinere Störungen und Beschädigungen ausbessern kann, bevor sie teure Folgeschäden nach sich ziehen.

Vergleich: Flyback Chronograph vs. Rattrapante

Flyback, Rattrapante, Schleppzeiger - all das sind Begrifflichkeiten, die immer wieder in Verbindung mit Chronographen genannt und gerne verwechselt werden. Zeit, für Klarheit zu sorgen: Flyback Chronograph und Rattrapante sind zwei unterschiedliche Chronographenmechanismen, die unbedingt voneinander zu unterscheiden sind. Die Bezeichnungen Rattrapante und Schleppzeiger Mechanismus meinen hingegen ein und dasselbe.

Wenn ein Chronograph Rattrapante genannt wird, bedeutet das, dass er über zwei Sekundenzeiger verfügt, die unabhängig voneinander gestoppt werden können. Der zweite Zeiger - der Schleppzeiger - ist mit dem "normalen" Sekundenzeiger synchronisiert, welcher diesen sozusagen mitschleppt. Ein Chronograph mit Rattrapante ist vor allem zum Stoppen von Zwischenzeiten gedacht und somit mitunter prädestiniert für den Einsatz bei Wettrennen. Mit ihm lässt sich beispielsweise die Zeit, die zwischen dem Eintreffen des ersten Sportlers im Ziel und dem Überqueren der Ziellinie durch den zweiten Teilnehmer vergeht, exakt und unkompliziert messen. Durch das Betätigen eines Drückers rückt der zweite Zeiger zum ersten auf und stellt sich wieder mit diesem gleich, sodass sofort ein neuer Vorgang gestartet werden kann.

Die Firma A. Lange & Söhne hat die Leistungsfähigkeit der Rattrapante Funktion zuletzt 2018 in innovativer Manier auf die Spitze getrieben. Um das Stoppen von Zwischenzeiten über 60 Sekunden hinaus zu ermöglichen, führte die Marke bereits 2004 den Doppel-Schleppzeiger Chronographen ein, der mit zwei Minutenzeigern ausgestattet ist. Jüngst versetzte A. Lange & Söhne die Uhrenwelt dann mit dem Triple Split, einer Rattrapante Uhr mit zwei Sekunden-, zwei Minuten- und zwei Stundenzeigern, ins Staunen. Mit diesem Meisterwerk der Uhrmacherei sind Messungen über bis zu 12 Stunden hinweg möglich.

Berühmte Flyback Chronographen

Abschließend möchten wir in aller Kürze einige der berühmtesten und beliebtesten Flyback Chronographen vorstellen. Da wäre natürlich zunächst der bereits angesprochene Hublot Big Bang Unico Chronograph. Die Uhr, die vom innovativen HUB1280 UNICO Kaliber mit "offenem Herzen" und Säulenrad auf der Zifferblattseite angetrieben wird, bringt eine 72-stündige Gangreserve mit und ist in vielen verschiedenen Variationen - zum Beispiel aus satiniertem Titan oder mit Diamantbesatz - erhältlich. Bemerkenswert sind zudem diese Modelle:

  • Patek Philipp 5935A: Mechanische Weltzeituhr mit Tag-/Nachtanzeige und Flyback Funktion

  • Tag Heuer Monza Chronometer: Flyback Chronometer im Carbon-Gehäuse mit skelettiertem Zifferblatt und Hilfszifferblättern aus Saphirglas

  • Breguet Type 20 Chronographe 2057: Elegante Armbanduhr mit kleiner Sekunde, Datumsanzeige, drehbarer Lünette und Leuchtindizes

  • Panerai Luminor 1950: Flyback Chronograph mit abgerundeten Gehäuseecken, Automatikwerk und kleiner Sekunde

  • Longines Spirit: Sportlicher Doppel-Chronograph mit Flyback Funktion und edel vergoldeten Zeigern

Fazit

Die Flyback Funktion gehört zweifelsohne zu den beeindruckendsten Komplikationen, die die Uhrenwelt zu bieten hat. Die komplexe Technik, aus der die komfortable Handhabung der besonderen Chronographen resultiert, zeugt von den großartigen Errungenschaften der Haute Horlogerie und übt völlig zu Recht eine gewaltige Faszination auf einen jeden Uhrenliebhaber aus.

Über den Autor

Autoren | Philipp Mayrhofer

Autoren | Philipp Mayrhofer

Hallo, mein Name ist Philipp. Meine ersten Berührungspunkte mit Luxusuhren hatte ich tatsächlich durch YouTube und die vielen Uhrenreviews, die es dort zu sehen gibt. Hierdurch konnte ich mir bereits ein umfangreiches Uhrenwissen aneignen.
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