Lange wurde darüber diskutiert, im ersten Quartal 2023 war es dann schließlich soweit: Rolex machte Schluss mit der Milgauss. Während der Schweizer Uhrengigant die Watches & Wonders zum Anlass nahm, um auf gespannt erwartete Neuheiten aufmerksam zu machen, verschwand die Milgauss von der Rolex Website. Ein guter Grund, um einmal zurückzublicken und die Vergangenheit der speziellen Uhr für Wissenschaftler und Ingenieure zu beleuchten. Gleichzeitig möchten wir aufzeigen, welche Optionen sich all jenen, die sich trotz eingestellter Produktion eine Milgauss Modell zulegen möchten, bieten.
Geschichte der Rolex Milgauss: Ein Blick zurück
Bei der Milgauss von Rolex ist der Name Programm: Die Uhr kann problemlos mit bis zu 1.000 Gauß starken magnetischen Einflüssen konfrontiert werden, ohne Schaden zu nehmen. Das ist etwas, das längst nicht jede mechanische Uhr von sich behaupten kann. Nicht heute und erst recht nicht in den 50er Jahren, in denen die besonderen Rolex Modelle entwickelt und erstmals veröffentlicht wurden.
Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Rolex Milgauss
Zur Entstehungszeit der Uhr ließ sich absehen, dass elektromagnetische Einflüsse im Zuge der fortschreitenden Technologisierung eine zunehmende Rolle spielen würden. Da herkömmliche mechanische Uhren oftmals schon ab 50 Gauß den Dienst quittierten, ergab sich hieraus der Bedarf nach einer Uhr, die widerstandsfähiger gegenüber elektromagnetischen Wellen war: die Idee zur Milgauss war geboren. Der erste Prototyp der robusten Uhr wurde bereits 1954 vorgestellt, die offizielle Veröffentlichung der "Magnetfeld-resistenten" Rolex Uhren folgte jedoch erst 1956.
Die erste Milgauss Uhr, die der Öffentlichkeit präsentiert wurde, trug die Ref. 6541 und setzte bereits auf ferromagnetischen Legierungen, die bis zum Ende Bestandteil der Modelle waren. Diese Materialien bilden eine Art Schutzschild um das Uhrwerk und sorgen dafür, dass dieses von Magnetfeldern unbeeinträchtigt bleibt. Laut Informationen des Herstellers wurden die ersten Referenzen übrigens von Wissenschaftlern der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf verwendet.
Bedeutung der Rolex Milgauss innerhalb der Rolex-Kollektion
Seeleuten beschert Rolex die Yacht-Master, Piloten erfreuen sich an der Air-King, Rennfahrer haben ihren Cosmograph Daytona "John Mayer" oder "Paul Newman" und den Bedürfnissen von Tauchern begegnet die Marke mit verschiedenen Modellen von Submariner bis Deep Sea. Da ist es nicht allzu weit hergeholt, auch spezielle Uhren für Wissenschaftler und Ingenieure anzubieten. Genau diesen Platz nahm die Milgauss ein, die neben Personen, die tatsächlich in Kontakt mit stärkeren Magnetfeldern kamen, auch Uhrenliebhaber und Sammler mit einer Vorliebe für das Außergewöhnliche ansprach. Dennoch: Schon als die Modelle erstmals in den Verkauf gingen hielt sich das allgemeine Interesse in Grenzen und das änderte sich auch bis zuletzt kaum. Die Milgauss hatte und hat ihre Fans, stand aber stets im Schatten berühmterer Rolex Modelle, wie etwa der Day-Date, der Explorer oder der Datejust.
Gründe für die Einstellung: Eine Analyse
Nachdem die Rolex Milgauss zwischen 1988 und 2007 schon einmal pausieren musste, gehört die aktuelle Produktionseinstellung sicherlich nicht zu den größten Überraschungen, mit denen die Uhrenbranche 2023 aufwartete. 1988 begründete die Marke den Abschied von den Milgauss Uhren mit den vergleichsweise schwachen Verkaufszahlen. Doch ist das auch heute der Grund, aus dem Rolex das Modell aus dem Sortiment nimmt? Durchaus möglich. Immerhin gibt es mittlerweile starke Konkurrenten, die die Rolex Milgauss im Hinblick auf ihr ehemaliges Alleinstellungsmerkmal - der Widerstandsfähigkeit gegen Magnetfelder - bei weitem übertreffen und dabei günstiger im Preis sind. Man denke nur einmal an die antimagnetische Omega Aqua Terra, die bis zu 15.000 Gauß trotzt.
So manchem Uhrenfan dürfte das recht massiv anmutende und über 13 mm hohe Modell zudem schlicht und ergreifend zu klobig gewesen sein und auch der Milgauss-typische orangefarbene Blitz-Zeiger trifft sicher nicht jedermanns Geschmack. Die Einstellung der Produktion könnte also durchaus mit der Performance der Uhren am Markt zu tun gehabt haben - gesichert wissen können wir das aber nicht.
Alternativen und Erbstücke: Die Suche nach der Rolex Milgauss
Bei manchen Sammlern hat das Verschwinden der Milgauss erst recht den Wunsch danach geweckt, genau diese oder eine ähnliche Uhr zu besitzen. Da der Erwerb beim Hersteller nicht mehr möglich ist, bleibt das Ausweichen auf Alternativen oder der Kauf auf dem Graumarkt.
Vorstellung von Alternativen für Uhrenliebhaber
Die naheliegendste Alternative zur Rolex ist die bereits kurz erwähnte Omega Seamaster Aqua Terra, deren Preise je nach Referenz schon bei knapp 6.000 € starten. Deutlich höher im Preis, aber ebenfalls antimagnetisch und vor allem unfassbar schick, ist die Geophysic 1958 von Jaeger-LeCoultre, die aufgrund der streng limitierten Auflage leider nicht gerade mit einer idealen Verfügbarkeit glänzen kann. Daneben kommt die Panerai Luminor Submersible Amagnetic aus Titan infrage, die durch einen Weicheisenkäfig gegen elektromagnetische Wellen geschützt und beispielsweise mit Zifferblatt in gedecktem Grün erhältlich ist.
Markt für gebrauchte Milgauss-Modelle
Ein denkbarer Schritt für alle, die eine originale Milgauss ihr Eigen nennen und nicht auf eine Alternative ausweichen möchten, ist die Suche nach einem einigermaßen erschwinglichen Modell auf dem Sekundärmarkt. Wie wir es schon unzählige Male bei anderen Modellen beobachten konnten, hat die Produktionseinstellung aber auch bei der Milgauss die Nachfrage angekurbelt.
Was kostet eine Rolex Milgauss auf dem Graumarkt?
Entsprechend liegen die Preise, die man heute für eine der eingestellten Uhren bezahlt, zum Teil deutlich über dem Preis, der noch vor einem Jahr üblich war. Dabei unterscheiden sich die Kosten natürlich nach der Referenz und richten sich auch nach dem Zustand der Uhren aus der Schweizer Manufaktur. Die Milgauss Ref. 116400GV-0001 mit schwarzem Zifferblatt ist zum Beispiel ab etwa 13.000 € zu haben.
Fazit
Ursprünglich für Wissenschaftler und Ingenieure entwickelt, war die Rolex Milgauss stets ein sehr spezielles Modell, das seine Fans hatte, aber nicht mit Rolex-Ikonen wie der Day-Date, dem Cosmograph Daytona oder der Datejust mithalten konnte. Trotzdem dürfte die Produktionseinstellung eine Enttäuschung für so manchen Sammler gewesen sein. Die gute Nachricht: Wer sich etwas Zeit für die Suche nimmt und offen für verschiedene Referenzen ist, hat die Chance, eine gut erhaltene Milgauss auf dem Sekundärmarkt zu ergattern.